Prototyp. Kosten unter 20 Euro.

Natürlich war das nicht meine Idee. Eine Google-Suche nach DIY Fibre Ring Flash liefert einige noch seltsamere Beispiele. Eine prima Idee war es allerdings, dieses Teil mit einer Art Lupen-Objektiv zu kombinieren. Und so gehts:

Besorgen Sie sich eine Nahlinse mit +10 Dioptrien. Die billigsten Teile gibts für einen Zehner beim Versender oder, in der Regel noch billiger, auf Flohmärkten. Ich hatte noch eins in meiner großen Kiste mit der Aufschrift "Optischer Sondermüll".

Dann benötigen Sie ein altes Objektiv. Meins ist ein 50/2.8er-Tessar aus einer Altix NB. Davon habe ich hier zwei Stück zum Zerbasteln. Ähnliche Geräte gibt es ebenfalls sehr billig auf Flohmärkten.

Nahlinse und Objektiv werden zusammengeklebt, mit Moosgummi dazwischen und ordentlich Isolierband drum herum. Das ist unsere Vorsatzlinse, die wir vor das Standardobjektiv der Kamera schrauben (in dem Fall ein 18-70er). Bei ausgefahrenem Zoom ergibt das einen Abbildungsmaßstab von geschätzten 1,5:1.

Nachteile: Autofokus können Sie natürlich vergessen. Und die Nahgrenze liegt bei ca. einem Zentimeter - Sie müssen so dicht an das Objekt heran, dass durch die Objektivabschattung kaum noch Licht darauf fällt.


Hier kommen die Lichtleiter ins Spiel. Kaufen kann man sie z.B. als Meterware bei Conrad. Als Träger dient ein konischer Dichtungsring aus der Sanitärabteilung des benachbarten Baumarktes, dessen Innendurchmesser perfekt zum Objektiv passte. Mit starkem doppelseitigen Klebeband werden die Fasern ringförmig darauf appliziert. All das wird wieder mit Isolierband verklebt.

Hier liegt die hauptsächliche Schwäche der Konstruktion: Die Kräfte, die durch das Fixieren und Umleiten des Faserbündels auf die recht starren Fasern einwirken, sind stark genug, um sie langsam aus ihrer Postion zu drücken, falls die Verklebung nicht hunderprozentig sitzt. Und bei der Wahl des Klebers ist man leider eingeschränkt, will man die Kunststofffasern nicht versehentlich auflösen. Hier ist noch ein wenig Forschung nötig. Ausprobieren möchte ich die weniger starren Lichtleiter aus Glasfaserlampen oder auch alternative Befestigungen.


Bei ähnlichen Bauanleitungen im Netz wird viel Wert darauf gelegt, das andere Ende des Faserbündels aufwendig vor dem Kamerablitz zu fixieren, oft mit abgeschlossenen Hüllen oder Kästen. Das scheint jedoch nicht nötig zu sein, wenn man damit leben kann, dass der Blitz nicht nur das Objekt, sondern auch die Umgebung beleuchtet. Wenn ich den Pappstreifen, der in der Kugelschreiberhülse steckt, noch durch ein stabileres Plastikteil ersetze, sollte das Bündel auch nicht mehr so verrutschen, wie man es auf dem Bild sieht.



Und die Ergebnisse? Ansehnlich, würde ich sagen, bei einem Materialeinsatz im Wert von ca. 20 Euro. Das Irre an der Konstruktion ist, dass ich durch den starken Blitz die Blende extrem weit schließen kann, was die Streulichteffekte minimiert und für eine enorme Schärfentiefe sorgt:


Man muss sich das mal vorstellen: Blende 36, ISO 100, Belichtungszeit 1/125! Dieses Bild finden Sie hier nochmal in Originalgröße, nur ein wenig beschnitten, aber nicht verkleinert oder nachträglich geschärft. Ich habe die EXIF-Informationen drin gelassen.


(Das ist übrigens einer der verwendeten Lichtleiter)

Spaß hat's gemacht. Fortsetzung folgt.




kristof am 09.Aug 10  |  Permalink
Wirklich geniale Idee, mit dem Blitzableiter. Ich beutze ja Makro-Ringe, da muss ich mir nur noch solche Glasfaserdinger besorgen.

vl42 am 10.Aug 10  |  Permalink
die Idee ist genial. und mit Ihrer umsetzung sieht es wirklich brauchbar aus.

haben Sie auch Versuche mit Diffusoren für die punkförmigen Lichtquellen gemacht?

egomaat am 10.Aug 10  |  Permalink
Gute Idee. Auf einem weniger glänzenden Käferrücken sieht man die Punkte aber gar nicht mehr so extrem.

frau stella am 10.Aug 10  |  Permalink
Vielleicht hilft ja dieses Materialzum Zusammenführen der Glasfaserstränge.
Ich habe schon ein wenig damit experimentiert.
Es haftet unglaublich gut, ist aber dennoch leicht elastisch.
Einfach ca. eine halbe Stunde wie Knete formen und dan 24 Stunden trocknen lassen.

egomaat am 10.Aug 10  |  Permalink
Phantastisch, genau so etwas habe ich gesucht! Vielen Dank, das wird umgehend ausprobiert.

vl42 am 10.Aug 10  |  Permalink
früher hiess das hier "Fimo" und man konnte es im Backofen aushärten.

frau stella am 11.Aug 10  |  Permalink
Nee, das ist anders. Eher wie Silikon aber noch ein bisschen stabiler... hmm kann ich nicht beschreiben.
Stinkt auch nicht so giftig, wie FIMO.
Am Besten ausprobieren.