Montag, 29. Oktober 2012
Ähnlichkeiten



Freitag, 26. Oktober 2012
Wunderkammer
Zweitverwertung: Diesen Text konnte man vor einiger Zeit bereits als Gastbeitrag in Isabel Bogdans stillgelegtem Antvilleblog lesen. Ich hole ihn für ein breites Publikum (hahaha) noch einmal aus der Versenkung.

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Ich gehöre nicht zu den Hardcore-Bibliomanen, die ihre Schätze nur mit fusselfreien Baumwollhandschuhen anfassen, genau genommen besitze ich nicht mal Schätze. Aber ich behandle meine Bücher gut, auf eine gesunde Weise. Denn ich achte das Handwerk der Buchherstellung, ich halte den Buchdruck für eine großartige Kulturtechnik, ich bin gerne an Orten wie diesem und habe, obwohl weitgehend ahnungslos, großen Respekt vor den Fachleuten dieser Zunft und vor den Gestaltern ganz besonders. Dieser Respekt wird mit Büchern wie dem vorliegenden nur noch größer.

Annelie und Andrew Thorndike, zwei DDR-Dokumentarfilmer, unternahmen in den sechziger Jahren eine Fernreise auf einem Frachtschiff und hielten ihre Erlebnisse in Tagebuchform fest. Charmante Geschichten entstanden dabei, oftmals in zart ideologischem Kolorit, und ebenso charmante Fotos. Nicht von opulenten Dramen wird hier erzählt, sondern von den kleinen Begebenheiten am Rande einer großen Fahrt; es zwischenmenschelt allenthalben, nur Katzenfotos gibt es leider nicht.

Und dann ist da die Gestaltung, denn die macht dieses Buch zu etwas ganz Besonderem. Der Grafiker Heinz Bormann ist dafür verantwortlich, über den sich nicht viel in Erfahrung bringen lässt (es gibt noch einen zweiten, recht bekannten DDR-Bürger seines Namens).

Vom Einband aus grob gewebtem Jutestoff über die eingeklebten Faksimila bekritzelter Formulare und handschriftlicher Briefe, die gestempelten Seitenzahlen, die Zeichnungen, Unterstreichungen und Randbemerkungen bis hin zum ebenso liebevoll gestalteten Impressum ist dieses Buch vollständig durchkomponiert. Jede Seite erweckt den Eindruck, als sei sie in Handarbeit produziert worden. "Seht her", ruft das Buch, "ich bin ein Unikat!", und ich erinnere mich, wie mir ein Freund vor Jahren einmal das Buch zeigte und genau dies auch annahm und wie enttäuscht er war, als er erfuhr, dass es mindestens noch ein zweites Exemplar gibt und dass ich es besitze.

Und man muss sich eben auch klarmachen, wann das Buch erschienen ist: Vor 46 Jahren! Vermutlich gab es damals bereits die Technik, um solche wunderbaren Dinge halbwegs automatisiert herzustellen - die muss es gegeben haben, denn anders wäre dieses Buch nicht denkbar. Immer wenn ich darin blättere, freue ich mich wie ein kleines Kind, und gerade eben, wo es aufgeschlagen neben mir liegt, komme ich schon wieder ins Schwärmen, ich hoffe, das stört Sie nicht.

Ach, wissen Sie was? Ich höre einfach auf zu quasseln und zeige Ihnen stattdessen ein paar Fotos. Und wenn Sie auch nur einen Funken Leidenschaft für das Büchermachen in sich tragen, dann führt Ihr Weg schnurstracks zum ZVAB, wo Sie sich dieses Schmuckstück für wenig Geld bestellen werden. Aber achten Sie auf die Zustandsbeschreibung, denn ohne die vielen Gimmicks bereitet es nur halb so viel Freude.

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Annelie Thorndike: Jeder Tag war schön. Erlebnisse, Träume, Geständnisse. Notiert zwischen Antwerpen und Bombay. Mit zahlreichen Photos von Andrew Thorndike. Hinstorff Verlag, Rostock (1966)



Montag, 22. Oktober 2012
Ihr, die ihr schreiben wollt, vor allen Dingen wählt einen Stoff, dem ihr gewachsen seyd, und wäget wohl vorher, was eure Schultern vermögen, oder nicht, ehe ihr die Last zu tragen übernehmt. Wer seinen Stoff so wählte, dem wirds weder an Gedanken, noch an Klarheit fehlen.
Zwar ist nichts leichter, als den gemeinen Mann durch schnelle Bewegung der Zunge zu täuschen, und ihm, je weniger er von der Sache selbst versteht, nur desto mehr staunende Bewunderung abzugewinnen : aber welcher Redliche könnte sein Gewissen mit diesem elenden Triumphe schweigen, wenn er, ach! das arme betrogene, von den Beweisthümern nur angeblitzte, nicht durchdrungene und erwärmte Volk, so zu sagen, mit leeren Händen nach Hause kehren sähe?
Wider die Gefahr in öffentlichen Kanzelvorträgen zu stocken, oder gänzlich zu verstummen: ein Versuch in Briefen, als Beytrag zur Theorie der Kanzelberedsamkeit, von Johann Philipp Lang, des Königlich Preussischen Institutes der Moral und schönen Wissenschaften ordentlichem Mitgliede.

Wie komme ich drauf? Ach ja: Da ist diese Lesung, demnächst. Die wird super.